D e r
S c h r it t m a c h e r
Sonus Faber wagt den Sprung in die Zukunft und präsentiert mit der Am ati Futura den ersten Boten
einer von Grund auf neu konzipierten - und abgestim m ten - Serie
Die Flügel dienen
2
ur Stabilisierung
des Gehäuses (o.) Aufwändige Ent-
kopplung durch l.V.T.-System
AMATI
fu tu ra
039
Sonus faber
G
eschätzte zweieinhalb Dekaden ist
cs her, dass der Name Sonus Ha-
ber erstmals im damals noch ge-
teilten Deutschland Aufmerksamkeit er-
regte. ßranko Glisovic, zu dieser Zeit Ver-
triebsleiter, mittlerweile Chef der Hig-
hEnd, zeigte Lautsprecher, deren hand
werkliche Qualität alles sprengte, was uns
bis dato aus HiPi-Manufakturen unter die
Augen gekommen war.
Diese überragende Holzverar-
beitung war denn auch das prä-
gende Markenzeichen der Laut-
sprecher aus Vicenza, der gute
Klang wurde von vielen Käufern
offenbar lediglich als Dreingabe
empfunden.
Mit der Amati Futura will So-
nus Faber nun eine neue Ära ein-
läuten und zeigen, dass man auch jenseits
des Gehäusebaus Maßstäbe zu setzen ver-
steht. Und dafür haben die Italiener kei-
nen Stein auf dem anderen gelassen, son-
dern nach allen Regeln der Kunst und mit
großer Leidenschaft (und reichlich finan-
ziellem Einsatz) nach bislang unbeschrit-
tenen Wegen gesucht, den Klang ihrer Pre-
ziosen für die nächsten zehn Jahre zur
Messlatte im internationalen Wettbewerb
zu machen.
Holz und Avional
Die Amati Futura ist der erste direkte Ab-
leger des Technologieträgers „The Sonus
faber“, von der wir Ihnen in Ausgabe
1/2011 berichteten. Bereits auf den ersten
Blick fällt auf, dass die Abmessungen bei
unserem Testmodell deutlich wohnraum-
tauglicher ausfallen als beim in Hamburg
in den Räumen des deutschen Vertriebs
gezeigten Boliden. Darüber hinaus zeigt
die Futura aber, dass sie viele Gene, sprich
einiges an Technologie der großen, uner-
reichbaren Schwester mit auf den Weg be-
kam. Die Produktinformation strotzt nur
so von Kunstbegriffen, um dem Interes-
sierten die technischen Finessen nahezu-
bringen.
Ganz oben im Pflichtenheft stand das
Thema Resonanzen. Deren Unterdrü-
ckung, Kontrolle, Dämpfung und Ablei-
STICHWORT
Elastomere
Unter Druck und
Zugbelastung ver-
formbare Kunststof-
fe, die mmer wieder
zu ihrer Ursprungs-
form zurückkehren.
tung wurde in den vergangenen Jahren in-
tensiv erforscht, einige der Ergebnisse ließ
man sich patentieren. Beim Gehäuse führ-
ten die Resultate zu gerundeten, mehr-
schichtig aufgebauten Seitenwänden in ei-
ner sich selbst bedämpfenden Konstruk-
tion. Die internen Kammern wurden für
jedes Chassis angepasst, anschließend
wurde die optimale Position für zusätzli-
che Versteifungsrippen ermittelt.
Der
Holzkorpus wird von oben
und unten durch eine Art
Skelett aus Avional, einer Alu-
Legierung, in die Mangel ge-
nommen, deren Form und
Material Restresonanzen in
den Gehäusewänden kontrol-
lieren und unterbinden soll.
An der Rückseite finden sich
Flügeln nicht unähnliche Metallstreben,
die für den nötigen mechanischen Z u -
sammenhalt sorgen. Das so abgestimmte
System leitet sodann Restresonanzen flugs
in die wiederum neuartige Fußkonstruk-
tion der Futura ab. Dabei bedient man sich
eines auf verschiedene Frequenzen abge-
stimmten Stoßdämpfers, den man „Tu-
ned Mass Damper“ taufte, und der Ther-
mo-Kinetic, die in diesem Fall verbliebene
Resonanzen in Wärme umwandelt. Doch
mit diesem Bündel von Maßnahmen wa-
ren nach Ansicht des Entwicklerteams die
Hausaufgaben noch längst nicht gemacht.
Ein Bündel von Maßnahm en
Schließlich spielt ein Lautsprecher nicht
im luftleeren Raum, sondern interagiert
mit eben diesem. Von daher erscheint es
nur konsequent, das Augenmerk auf eine
mechanisch perfekte Entkopplung zu
richten. Dazu ersann man das Kürzel
L.V.T., ein Aufhängungssystem, basierend
auf Elastomeren, welches
die Übertragung von - da
ist das böse Wort wieder
- Resonanzen auf den
Hörraum deutlich ver-
mindern soH.
Und damit Sie dem-
nächst beim Fachsimpeln
mit einer weiteren Voka-
bel glänzen können, sei hierauch noch der
Begriff „Stealth Reflex“ in den Ring ge-
worfen. Wer jetzt an Tarnkappenbomber
oder Ähnliches militärischen Ursprungs
denkt, befindet sich allerdings auf dem
Weg ausgetretenen Holzes. Vielmehr er
sannen die Konstrukteure dieses Laut-
sprechers eine neue Art von Bassreflex-
öffnung, die „erweitertenTiefbassumfang
bei geringerem Gehäusevolumen“ ver-
bunden mit verringerten Verzerrungen im
Bassbereich unter einen Hut bringen soll,
und all das, ohne die bei höheren Pegeln
gefürchteten Strömungsgeräusche einer
Reflexöffnung.
Wer bei scheinbaren Nebensächlich-
keiten einen derartigen Aufwand betreibt,
sollte auch bei der Wahl der Chassis ma-
ximale Sorgfalt walten lassen. Diese wer-
den nach Sonus-Spezifikationen gefertigt
und teilweise im Werk weiter verfeinert -
eine seltene Vorgehensweise, die den A n -
spruch der Italiener verdeutlicht.
Die Frequenzweiche soll dem in A u f-
wand und Sorgfalt nicht nachstehen und
6/2011 STEREO 23